EM-Aus der DVV-Frauen wird von Hölzigs Verletzung überschattet

(Foto: Justus Stegemann) (Foto: Justus Stegemann) Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist bei der Europameisterschaft im Achtelfinale ausgeschieden. Die 0:3-Niederlage (22:25, 20:25, 24:26) gegen Polen wurde überschattet von der Verletzung von Anne Hölzig.

Wie schon zu Beginn der EM musste das deutsche Team erneut einen Schockmoment verkraften. Nachdem sich Hanna Orthmann bereits im ersten EM-Spiel schwer verletzt hatte, verletzte sich nun auch die für sie nachgerückte Anne Hölzig im dritten Satz beim Stand von 17:18 schwer und musste mit einer Trage aus der Halle gerollt werden. Zu diesem Zeitpunkt hatten die DVV-Frauen nach 0:2-Satzrückstand aufopferungsvoll gekämpft und leisteten den Favoritinnen aus Polen ordentlich Widerstand.

Der Schock war dem Team deutlich anzusehen, einige Spielerinnen kämpften mit den Tränen. Bundestrainer Vital Heynen nahm eine Auszeit und schwor sein Team ein. „Egal was passiert, unabhängig von den Punkten, versucht als Team zusammenzuhalten.“ Mit der Einstellung „Jetzt erst recht“ knallte Marie Schölzel den Angriff ins gegnerische Feld und Pia Kästner schnappte sich den nächsten polnischen Angriff im Block (19:18). Die duetschen Frauen versuchten alles, wehrten einen Matchball ab, doch letztlich scheiterten sie am starken polnischen Block. Es war der 13. Im gesamten Spiel.

Das Aus im Achtelfinale war jedoch nur Nebensache. „Annes Verletzung überlagert gerade alles, das hat uns alle hart getroffen“, sagte eine sichtlich geschockte Lena Stigrot nach dem Spiel. Die Kapitänin war aber auch „stolz, dass wir es geschafft haben, weiterzuspielen und die Polinnen tortzdem nochmal so in Bedrängnis gebracht haben“. Allerdings war sie auch enttäuscht, denn „wir haben eine Riesenchance liegen gelassen, Polen hatte heute keinen guten Tag, aber wir haben es nicht genutzt“. Sie hätten nicht gut gespielt und es nicht geschafft, ihr Spiel zu verbessern. „Das ist schade, weil wir wissen, was wir als Team eigentlich können“, sagte die Außenangreiferin.

Nun müssten sie zunächst versuchen, „die beiden Verletzungen irgendwie zu verarbeiten“. Denn die Saison ist für die DVV-Frauen noch nicht vorbei – im September steht noch die Olympiaqualifikation in Polen an. „Wir müssen hier irgendwie gestärkt rausgehen“, versucht sie die Kapitänin kämpferisch zu geben.

Auch Vital Heynen rang nach dem Spiel nach Worten: „Unser Team ist geschockt, weil wir wieder eine Spielerin verloren haben. Das ist so schwer zu glauben – zwei Spielerinnen in einer Woche.“ Dem Bundestrainer fiel es schwer, ein Fazit zu ziehen: „Polen war besser, aber von uns war es auch kein gutes Spiel.“ Und am Ende hätte natürlich niemand mehr den Kopf frei gehabt. „Insgesamt war es nicht unser Turnier, das Glück war nicht auf unserer Seite, alles lief gegen uns“, sagte Heynen ernüchtert. Wie schwer die Verletzung von Anne Hölzig ist, wird sich erst nach den ersten Untersuchungen zeigen.

Spielbericht

Vital Heynen schickte die gleichen sechs aufs Feld, wie zuletzt gegen die Türkei: Pia Kästner, Lena Stigrot, Lina Alsmeier, Marie Schölzel, Camilla Weitzel, Monique Strubbe und Anna Pogany. Doch der Start misslang, nach Annahmeproblemen lag das deutsche Team schnell mit 0:3 hinten. Nach einem Angriffsfehler von Lina Alsmeier nahm Vital Heynen beim 4:8 bereits seine erste Auszeit. Die Deutschen wirkten nervös und machten viele Eigenfehler (8:11). Doch je länger das Spiel dauerte, desto besser kamen die DVV-Frauen rein. Mit einem Block von Lina Alsmeier und einem Tip der Außenangreiferin verkürzten sie auf 12:13, sodass der polnische Trainer seine erste Auszeit nahm. Camilla Weitzel servierte erneut stark, sodass Lina Alsmeier direkt verwandeln konnte (13:13). Mit einem Ass erhöhte Polen wieder auf 13:15 und hielt die Führung (16:19). Mit zwei starken Blocks verkürzte Camilla Weitzel auf 18:19. Deutschland glich erneut aus (20:20), Polen ging nach einem Abstimmungsfehler der Deutschen wieder in Führung (20:22). Als der polnische Angriff im Aus landete, wägten die DVV-Frauen schon den 23:23-Ausgleich, doch die Challenge zeigte eine Blockberührung, sodass die Polinnen Satzbälle hatten, den sie direkt mit einem Ass verwandelten.

Heynen brachte Laura Emonts für Lina Alsmeier. Die Deutschen erwischten diesmal den besseren Start und holten sich mit starken Aufschlägen und Blocks eine Vier-Punkte-Führung (6:2). Doch der Vorsprung war schnell dahin, mit einem Ass glichen die Polinnen zum 7:7 aus und erhöhten mit einem Block gegen Lena Stigrot auf 7:8. Zunächst blieben die DVV-Frauen dran, doch dann zog Polen mit sieben Punkten in Folge auf 10:18 davon. Die Deutschen kamen mit ihren Angriffen überhaupt nicht mehr durch. Erst ein Aufschlagfehler der Polinnen durchbrach die Serie (11:18). Mit einem Ass schaffte die eingewechselte Anne Hölzig ein Break zum 15:20, Camilla Weitzel verwandelte anschließend den direkt zurück kommenden Aufschlag von der eingewechselten Antonia Stautz zum 17:21, sodass Polen eine Auszeit nahm. Nach einer starken Rettungsaktion von Anna Pogany punktete Lena Stigrot mit einem Tip zum 19:23. Ihr nächster Angriff landete jedoch im Block, dem fünften der Polinnen, sodass der Favorit Satzbälle hatte. Direkt den ersten verwandelten sie.

Trotz des 0:2-Satzrückstandes sah Vital Heynen Möglichkeiten für sein Team: „Ich habe das Gefühl, dass wir eine Chance haben. Wir hatten in beiden Sätzen Möglichkeiten, aber haben sie nicht genutzt. Jetzt müssen wir uns eine dritte Chance erarbeite und sie nutzen.“

Im dritten Durchgang ging es zunächst eng und umkämpft weiter. Camilla Weitzel blockte zum 3:2 und wurde dann selbst geblockt (3:5). Stigrot punktete zum 8:8-Ausgleich, wurde dann aber ebenfalls geblockt (9:11). Doch auch den Polinnen unterlief der ein oder andere Fehler (11:11). Nach einem starken Aufschlag blockte Weitzel zur 13:11-Führung und erneut produzierten die Polinnen einen Fehler (14:11). Doch dann schlichen sich bei den Deutschen wieder Ungenauigkeiten ein und nach vier Punkten in Folge musste Heynen seine Auszeit nehmen (14:15). „Wir müssen aktiv sein und nicht warten“, forderte der Trainer. Doch auch der nächste Punkt ging noch an Polen, ehe Anne Hölzig die Serie durchbrach (15:16). Lina Alsmeier glich mit einem Ass zum 17:17 aus. Und dann erlebte das deutsche Team den zweiten Schockmoment im Turnier. Anne Hölzig verletzte sich beim Angriff so schwer, dass sie auf der Trage rausgerollt werden musste. Der Schock war den deutschen Spielerinnen deutlich anzusehen, einige kämpften mit den Tränen. Heynen nahm direkt die Auszeit und schwörte sein Team ein: „Egal was passiert, unabhängig von den Punkten, versucht als Team zusammenzuhalten.“ Mit der Einstellung „Jetzt erst recht“ knallte Marie Schölzel den Angriff ins gegnerische Feld (18:18) und Pia Kästner schnappte sich den nächsten polnischen Angriff im Block (19:18). Bis zum 22:22 ging es ausgeglichen weiter, dann wurde Stigrot geblockt. Doch mit einem Monsterblock von Monique Strubbe konterte Deutschland direkt (23:23). Trotzdem sicherte sich Polen den ersten Matchball, den Camilla Weitzel abwehrte (24:24). Die Deutschen kämpften um jeden Ball, doch Polen erspielte sich den nächsten Matchball. Als Laura Emonts am Block scheiterte, war das EM-Aus der Deutschen besiegelt.

14er-Kader Europameisterschaft

Nr. Name Position Verein (Saison 23/24)
2 Pia Kästner Zuspiel SSC Palmberg Schwerin
3 Annie Cesar Libera Ladies in Black Aachen
4 Anna Pogany Libera SSC Palmberg Schwerin
5 Corina Glaab Zuspiel Allianz MTV Stuttgart
6 Antonia Stautz Außenangriff SC Potsdam
9 Lina Alsmeier Außenangriff Il Bisonte Volley Firenze (ITA)
10 Lena Stigrot Außenangriff Cuneo Granda Volley (ITA)
14 Marie Schölzel Mittelblock MOYA Radomka Radom (POL)
16 Anastasia Cekulaev Mittelblock SC Potsdam
17 Laura Emonts Außenangriff
21 Camilla Weitzel Mittelblock Reale Mutua Fenera Chieri (ITA)
22 Monique Strubbe Mittelblock Allianz MTV Stuttgart
25 Rica Maase Diagonalangriff USC Münster
26 Annegret Hölzig Außenangriff SSC Palmberg Schwerin

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