Anna Pogany: Meinungsstarke Leaderin mit ungarischen Wurzeln
(Foto: Flo Treiber) Mit der EuroVolley 2023 in Düsseldorf (17. bis 24. August) wartet ein absolutes Highlight auf die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Erstmals seit zehn Jahren findet eine EM wieder im eigenen Land statt. Wir stellen alle Spielerinnen in einer kleinen Serie vor. Weiter geht es mit Libera Anna Pogany.Am 1. Juni 2023 feierte Anna Pogany ein ganz besonderes Jubiläum: Beim Spiel in der Volleyball Nations League gegen Kroatien lief sie zum 100. Mal für Deutschland auf. „Das war natürlich ein emotionaler Moment“, erzählt die Libera, die selbst über die hohe Anzahl überrascht ist. „Es war cool, nochmal Revue passieren zu lassen, was in den letzten fünf Jahren alles passiert ist und was man schon geschafft hat – aber die Entwicklung ist immer noch nicht zu Ende“, sagt die 29-Jährige.
Während ihrer Zeit mit den DVV-Frauen hat sie natürlich viele Highlights erlebt, eins sticht jedoch besonders heraus – zumal es sowohl „super schön, aber auch echt traurig“ war: Die Olympiaqualifikation 2020 in den Niederlanden. „Das verlorene Finale war eine der größten Niederlagen, aber rückblickend bin ich auch super stolz, dass wir so weit gekommen sind und so nah dran waren“, sagt Anna Pogany, die es für Paris 2024 natürlich besser machen will: „Ich glaube fest daran, dass wir es diesmal schaffen können.“
Seit dieser Saison hat die Libera auch eine neue Aufgabe im Team: Mit Lena Stigrot teilt sie sich die Kapitänsrolle. „Das ist für mich super schön, wir kennen uns schon mehr als 15 Jahre und sind ein super gutes Duo“, sagt Anna Pogany. Die beiden Nationalspielerinnen waren zu Jugendzeiten gemeinsam auf dem Internat in Vilsbiburg. Das Kapitänsamt passt auch gut zum Charakter der Libera. „Ich habe absolut keine Angst, geradeaus meine Meinung zu sagen und für meine Mannschaft da zu sein“, sagt die 29-Jährige und ergänzt: „Ich bin nicht einfach unterzukriegen, kämpfe immer bis zum Schluss und gebe nicht auf.“ Was sie selbst in der Hand hat, versucht sie zu beeinflussen. „Man muss aus jeder Situation das Beste machen“, sagt die geborene Berlinerin. Das Leben bestehe aus lebenslangem Lernen.
Sie selbst beschreibt sich als „herzliche Person, ehrlich und loyal“. Und als „absoluten Familienmensch“. Mit ihren Liebsten verbringt sie so viel Zeit wie möglich – entweder in München oder in Ungarn, wo ihre Eltern herkommen und noch viele Verwandte leben. Vor allem zu ihren Großeltern hat sie trotz der großen Entfernung engen Kontakt. „Wir telefonieren alle zwei Tage“, erzählt Anna Pogany, die fließend ungarisch spricht. Und sie frühstücken oft zusammen – die Enkelin in Schwerin, die Großeltern in Ungarn, verbunden durch einen Videocall.
Ansonsten liest die quirlige Libera in ihrer Freizeit gerne Sachbücher oder geht mit Freunden was essen. „Ich habe kein spezifisches Hobby, aber wenn mir irgendwas gefällt, springe ich auf jeden Fall auf den Zug auf“, sagt Anna Pogany. Zum Beispiel als eine Zeit lang auf Busfahrten immer Makramees geknüpft wurde. In Kienbaum stehen auch Gesellschaftsspiele hoch im Kurs. Letztes Jahr spielten sie von allen Zimmern aus gemeinsam online Siedler, dieses Jahr wird viel Karten gespielt. „Wir haben verschiedene Teams, dadurch gibt es ein paar lustige Rivalitäten“, erzählt die 29-Järhige. Sie bildet – wie könnte es auch anders sein – mit Lena Stigrot das Duo „Old but gold“.
Die Stimmung in der Mannschaft ist super. „Wir verstehen uns so gut wie noch nie und das zeigt sich auch auf dem Spielfeld“, sagt die 111-fache Nationalspielerin. So soll es auch bei der Heim-EM weitergehen. Für Anna Pogany ist das Turnier im eigenen Land „ein einmaliges Erlebnis“. Keiner aus der Mannschaft war bei der letzten EM in Deutschland vor zehn Jahren dabei. „Es ist echt cool, zuhause zu spielen“, sagt die Libera, die jeden Moment genießen will: „Ich versuche die Stimmung und alles drumherum mitzunehmen.“ Es sei aber auch wichtig, dass sich alle darauf konzentrieren, als Mannschaft guten Volleyball zu spielen. Mit den Fans im Rücken wollen sie die EM dann „zu einem unvergesslichen Erlebnis machen“.