Straubinger Volleyball-Urvater Wolfgang Schellinger verstorben
Foto: BVV/Archiv Straubinger Tageblatt Die Deutsche Volleyballfamilie trauert um Wolfgang Schellinger, der am 26. November verstorben ist. Er hatte Straubing zu einem der Top-Nachwuchsstandorte in Deutschland gemacht.Wolfgang Schellinger war einer der Volleyball-Pioniere in Niederbayern. Selbst spielte er in der Spielgemeinschaft Straubing-Landau. Parallel dazu trainierte er Ende der 1970er Jahre den Bundesligisten TSV Vilsbiburg. Ab 1980 engagierte er sich gemeinsam mit Rupert Hafner als Volleyball-Trainer beim TSV Straubing. Es war der Beginn einer wunderbaren Geschichte. Denn der „Sprutz“, wie der passionierte Skifahrer von seinen Freunden genannt wurde, führte den Straubinger Volleyball in den Blickpunkt von Volleyball Deutschland. Nachdem sich die Volleyballer vom TSV Straubing gelöst und als VC Straubing am Spielbetrieb teilnahmen ging es stetig bergauf. Meisterschaften in der 2. Bundesliga und Spielzeiten in der 1. Volleyball Bundesliga folgten.
Als 1999 der Hauptsponsor ausstieg sorgte Schellinger dafür, dass es bis heute Spitzenvolleyball-Förderung in Straubing gibt. Er zog mit seinen Mädels zum FTSV Straubing. Fortan in blau-weiß konnte sich Schellinger mit seinen Top-Talenten auch im Erwachsenenbereich wieder nach oben arbeiten. Mit der Saison 2003/04 war der FTSV wieder in der 2. Volleyball Bundesliga ankommen. Nach einem kurzen Intermezzo in der Regionalliga von 2006-2011 kehrte das Team wieder in die Bundesliga zurück. Schellinger hatte sich zu diesem Zeitpunkt vor allem auf die Nachwuchsförderung konzentriert. Das sollte bis zum Ende so bleiben. Das Zepter bei der ersten Mannschaft hatten andere übernommen.
Im Nachwuchsbereich formte Schellinger Straubing zu einem der Top-Standorte in Deutschland. Über 30 Bayerische Meisterschaften, sowie Medaillengewinne bei Deutschen Meisterschaften (4x Gold, 2x Silber, 4x Bronze) zeugen davon. Möglich wurden diese Erfolge durch seinen unermüdlichen Einsatz. Nicht selten verbrachte „Wolfi“ über 20 Stunden pro Woche bei Trainingseinheiten in den Sporthallen Straubings. Hinzu kamen Engagements als Bezirksauswahl- und Bayernauswahltrainer in dieser Zeit. Zudem initiierte er bereits in den 2000er Jahren ein Beachvolleyball-Camp in Italien, bei dem über 70 Kinder Jahr für Jahr eine Woche lang an der Adria trainieren konnten.
Darüber hinaus engagierte sich der Sonderschulpädagoge mit dem Schwerpunkt Gehörlosenpädagogik auch beim Deutschen Gehörlosen-Sportverband und fungierte viele Jahre als Nationaltrainer der Volleyball-Nationalmannschaft der Gehörlosen. Wolfgang Schellinger hat sich um den Volleyballsport in vielen Bereichen außerordentlich verdient gemacht. Der Bayerische Volleyball-Verband verlieh ihm deshalb zum 40-jährigen Jubiläum des Verbandes den Volleyball-Award. Steter Rückhalt für Schellinger war dabei seine Frau Gisela, die ihm nicht nur den Rücken freigehalten, sondern ihm auch diverse Verwaltungsaufgaben abgenommen hat.
Der „Wolfi“, wie er auch von seinen Spielerinnen genannt wurde, war Zeit seines Lebens nicht nur ein begnadeter Nachwuchstrainer, sondern auch ein echter Menschenfänger. Wenn er am Freitag seinen Spielerinnen mitteilte, dass am Samstagmorgen ein weiteres Training angesetzt ist, dann kamen auch alle Mädels begeistert in die Halle. Zahlreiche Spielerinnen aus Straubing schafften den Sprung in Deutschlands Top-Ligen. Jüngste Beispiele dafür sind Emilia Jordan (USC Münster), Antonia Herpich (VC Wiesbaden) und Valbona Ismaili, die aktuell als Kapitän dafür sorgt, dass ihr Heimatverein immer besser in Schwung in der 2. Volleyball Bundesliga Pro kommt.
Wolfgang Schellinger ist es zudem zu verdanken, dass sich zahlreiche Volleyballer dem Verein angeschlossen. Noch während seiner aktiven Zeit baute er ein System mit auf, dass es ermöglicht, sein Erbe am Volleyball-Standort weiter zu führen. Dieses hat seit März 2023 seine Heimat beim neuen Verein NawaRo Straubing gefunden, wo unter anderem Roman Urban als Stützpunktleiter umsichtig die Nachwuchsarbeit organisiert.
Neben dem Sport war „Wolfis“ Leidenschaft das Skifahren und die Musik. Noch bis ins hohe Alter war Schellinger auf den Skipisten des Kronplatzes unterwegs und fehlte auch bei kaum einem Konzert seiner Söhne Andreas „Otto“ Schellinger und Michael Schellinger in der Region.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Gisela, seinen Kindern und allen Angehörigen.