Unsere Olympioniken: Jan Zimmermann – alles für das Team
Foto: Justus Stegemann Für die deutsche Männer-Nationalmannschaft steht das absolute Saisonhighlight an: Die Olympischen Spiele. 13 Spieler kämpfen in Paris um Edelmetall für Deutschland. Wir stellen jeden einzelnen in unserer Serie „Unsere Olympioniken“ vor, zeigen ihren Weg nach Paris und blicken hinter die Volleyballer-Fassade. Als nächstes: Jan Zimmermann.Jan Zimmermann gehört zu den erfahrensten Spielern im deutschen Team. Seit 2014 läuft er im Nationaltrikot auf und kommt auf 176 Länderspiele. „Mit Frommi bin ich glaube ich einer der wenigen, die nie nein gesagt haben zur Natio und immer dabei waren“, sagt der Zuspieler. In den zehn Jahren hat er viele Höhen und Tiefen mit den DVV-Männern erlebt: zwei verpasste Olympia-Qualifikationen, EM-Silber, WM-Bronze und schließlich im vergangenen Jahr doch noch die Qualifikation für Paris. Doch der Reihe nach.
In Rottenburg am Neckar nahm alles seinen Anfang. Jan Zimmermann kam durch seine Familie zum Volleyball und wuchs unter den Fittichen von Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger zum Profivolleyballer heran. „Eine seiner Stärken ist es, Menschen zu entwickeln und ihnen zu helfen, die richtigen Entscheidungen fürs Leben zu treffen“, erinnert sich der Zuspieler an seinen einstigen Lehrmeister.
Ziele setzen gehörte da natürlich auch dazu. Und Zimmermann wusste früh, wohin der Weg gehen sollte: In die Nationalmannschaft. „Als ich jung war, war tatsächlich auch schon in Italien spielen ein großes Ziel von mir“, erzählt der 31-Jährige. Mit der Zeit wuchsen die Ambitionen: „Olympia war natürlich der größte Traum.“
Aus der früheren Volleyballhochburg Rottenburg ging es für Zimmermann über Stuttgart zunächst zum VCO Berlin. Anschließend schlug er noch für Friedrichshafen und Frankfurt in der 1. Bundesliga auf, ehe es ihn erstmals ins Ausland zog. Von da an führte er ein Nomadenleben. „Ich habe am Anfang große Schritte gemacht und bin schnell nach vorne gekommen, aber als Zuspieler ist es nicht leicht, du musst erstmal in die großen Ligen reinkommen und Fuß fassen“, sagt Zimmermann. Es folgten Stationen in Belgien, Italien, Polen und wieder Italien. Im vergangenen Jahr zog er die Fäden in der Türkei, in der kommenden Saison kehrt er in seine „zweite Heimat“ Italien zurück.
Mehr als ein Jahr hielt es den Zuspieler kaum irgendwo, was aber auch an seiner Position liegt. „Obwohl sie im Klub zufrieden mit mir waren, hat mich jedes Mal die Ausländer-Regel gekickt“, sagt der Rottenburger. Das müsse man akzeptieren, auch wenn er sich natürlich wünsche, auch mal irgendwo anzukommen – am liebsten in Italien. „Ich fühle mich dort sehr heimisch, mir gefällt die Kultur und der Volleyballsport und ich habe dort von Anfang an viele Freunde gefunden, weil ich schnell italienisch gesprochen habe“, berichtet Zimmermann, der in seiner Freizeit gerne kocht. Viele Jahre ernährte er sich vegan, doch durch die vielen Reisen und die eingeschränkten Möglichkeiten im Ausland ist das nicht immer einfach. Bewusste Ernährung ist ihm aber nach wie vor sehr wichtig.
In Paris teilt er sich das Zimmer – wie schon die vergangenen zehn Jahr in der Nationalmannschaft – mit Moritz Reichert. „Das ist fix, daran gibt es nichts zu rütteln“, sagt Zimmermann. Sie seien ein eingespieltes Team und hätten die gleichen Routinen. „Nachdem er aufgehört hat zu schnarchen, ist auch noch angenehmer geworden“, sagt der 31-Jährige lachend über seinen besten Kumpel, dessen Trauzeuge er im Juli war.
Zimmermann ist ein positiver, ehrgeiziger und disziplinierter Sportler, sagt er selbst. Und er ist ein absoluter Teamplayer. Seine Stärken: jedem helfen, Mut zusprechen und andere aus einem möglichen Loch rausholen. „Ich komme mit allen gut klar und versuche auch außerhalb vom Feld viel ins Team zu geben“, sagt der 31-Jährige. Diese Rolle nimmt er auch in Paris ein, denn Zimmermann ist der Ersatzspieler. Falls sich ein Spieler aus dem Zwölfer-Kader verletzt, kann er einspringen.
„Wenn etwas passiert – was ich natürlich nicht hoffe – bin ich bereit“, sagt der Zuspieler. Es werde sicher schwierig, nicht einen Beitrag leisten zu können und bei den Spielen nicht nah dran zu sein. „Aber das wichtige für mich war, erstmal dabei zu sein, das war mein großes Ziel“, sagt Zimmermann. Und für sein Team ist er eine große Stütze. Jeder in der Mannschaft hat seinen Anteil. „Hauptsache, wir kommen weit in diesem Turnier“, sagt der Rottenburger und ergänzt: „Bei Olympia dabei zu sein ist ein Privileg und eine Riesenehre, da bin ich schon sehr dankbar für.“