Olympia: DVV-Männer scheitern nach Tiebreak-Krimi im Viertelfinale

Foto: volleyballworld Foto: volleyballworld Es war ein überragender Schlagabtausch, den sich die deutsche Männer-Nationalmannschaft mit Frankreich im Viertelfinale der Olympischen Spiele in Paris lieferte. Am Ende konnten sich das Team von Bundestrainer Michal Winiarski trotz 2:0-Satzführung nicht belohnen und musste sich ganz knapp mit 2:3 (25:18, 28:26, 20:25, 21:25, 13:15) geschlagen geben.

Die Partie war von Beginn an auf Weltklasse-Niveau, beide Teams schenkten sich im Hexenkessel der South Arena vom ersten Ballwechsel an nichts. Die Deutschen schlugen stark auf, auf der anderen Seite stand der französische Block gut. Beide Teams verteidigten zudem gut, sodass es viele spektakuläre Ballwechsel gab, die die 10600 Fans begeisterten. Die Deutschen ließen sich jedoch von der atemberaubenden Kulisse nicht beeindrucken und waren ab Mitte des Satzes den Franzosen überlegen. Auch im zweiten Durchgang war es ein packender Fight, diesmal konnten sich die Olympiasieger etwas absetzen. Die Schlussphase war nichts für schwache Nerven: Die DVV-Männer wehrten drei Satzbälle ab, ehe Grozer den zweiten für Deutschland mit einem Ass verwandelte.

Auch von diesem Rückschlag zeigten sich die Franzosen unbeeindruckt. Bis zur Mitte des Satzes ging es hin und her, dann setzten sich die VNL-Sieger ab und holten unter dem tosenden Applaus der Fans den Satz. Die Partie verlief weiterhin auf höchstem Niveau, doch wieder hatten der Gastgeber in der Schlussphase die Nase vorn. Also musste der Tibreak über dieses hochdramatische Spiel entscheiden. Und wie sollte es anders sein, war auch der Tiebreak ein absolutes Spektakel. Die Franzosen nutzten das Momentum und gingen in Führung. Zudem sorgte eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung für einen weiteren Punkt auf dem Konto des Titelverteidigers. Die DVV-Männer gaben sich nicht auf, kämpften um jeden Ball, aber gerade in dieser Phase konnten sie sich nicht mehr auf ihren zuvor so starken Aufschlag verlassen. Und so war es letztlich auch ein Aufschlagfehler, der die Franzosen jubeln ließ.

Stimmen zum Spiel

Kapitän Lukas Kampa: „Es ist ein seltsames Gefühl, einerseits die Gewissheit, dass wir nicht viel mehr hätten machen können, als das, was wir heute gemacht haben, andererseits hätten wir natürlich im dritten Satz gerne den Sack zu gemacht. Wir wusste, dass es schwer wird, wenn sie einen Satz gewinne. Ich bin nicht frustriert, aber traurig. Wir waren sehr nah dran an einer Medaille, wir waren mental bereit und haben Favoriten reihenweise geärgert. Deshalb können wir stolz auf uns sein. Ich kann mich mit einem guten Gefühl verabschieden. Ich spüre eine große Zufriedenheit und Dankbarkeit.“

Georg Grozer: „Enttäuschung natürlich, ist schmerzhaft, dass wir 2:0 geführt haben und danach haben wir keine Lösungen mehr gefunden. Ich bin trotzdem unglaublich stolz auf diese Mannschaft, was wir im letzten Jahr geleistet haben und auch hier bei Olympia, jeder kann stolz sein. Es tut mir vom Herzen Leid, dass wir nicht den nächsten Schritt gemacht haben für die Volleyballgeschichte, aber so ist Sport manchmal. Das muss man akzeptieren, aber ist gerade sehr schwer.“

Spielbericht

Michal Winiarski begann mit der gleichen Starting Six wie in den letzten zwei Spielen: Lukas Kampa, Georg Grozer, Moritz Karlitzek, Moritz Reichert, Tobias Krick, Anton Brehme und Julian Zenger. Die Partie war von Beginn an auf absolut hohem Niveau, beide Teams schenkten sich vom ersten Ballwechsel an nichts. Die Deutschen schlugen stark auf, auf der anderen Seite stand der französische Block gut. Beide Teams verteidigten zudem gut, sodass es viele spektakuläre Ballwechsel gab. Nach einer unfassbaren Rally punktete Grozer letztlich zum 6:4 und legte anschließend mit einem Block nach. Brehme baute die Führung auf 9:5 aus. Die Franzosen kamen zwar nochmal auf zwei Punkte heran (11:9), wirkten aber zunehmend ratlos und produzierten viele Fehler (15:10). Brehme blockte zum 17:11, Grozer punktete doppelt zum 21:14. In der ausverkauften South Arena wurden die zuvor lautstarken französischen Fans immer leiser. Ein Fehler der Franzosen bescherte den DVV-Männern schließlich sieben Satzbälle, wovon Brehme den zweiten nutzte.

Die VNL-Sieger hakten den deutlichen Satzverlust jedoch schnell ab und starteten im zweiten Durchgang direkt mit einer Zwei-Punkte-Führung. Karlitzek glich mit einem wuchtigen Angriff und einem Ass direkt aus (4:4). Durch einen Aufstellungsfehler der Deutschen war der Rückstand aber direkt wieder da. Die Anfangsphase des zweiten Satzes war geprägt von vielen Aufschlagfehlern auf beiden Seiten. Die DVV-Männer hatten die Chance zum Ausgleich, doch Grozer wurde geblockt (9:11). Mit einem präzisen Tip brachte Ngapeth die Halle zum Beben (11:14). Nach der deutschen Auszeit punktete der französische Star-Angreifer zudem mit einem Ass (11:15). Mit einer überragenden Abwehr von Kampa, die Karlitzek verwandelte und einem Block von Krick kamen die Deutschen wieder auf 17:18 heran. Nach einem Fehler von Ngapeth stand es 19:19. Doch Grozer erwischte die Finger im Block nicht und so hatten die Franzosen wieder einen leichten Vorsprung (20:22) und kurz darauf zwei Satzbälle. Brehme wehrte den ersten ab, Reichert den zweiten nach einer überragenden Abwehr von Kampa. Und dann packte Krick im Block zu, sodass die DVV-Männer Satzball hatten. Ngapeth verwandelte seinen Angriff nach einer schlechten Annahme noch (25:25). Die Franzosen hatten einen weiteren Satzball, doch auch den wehrte Krick ab. Die Fans pfiffen nun bei jedem deutschen Aufschlag, die sich davon jedoch nicht beirren ließen keine Nerven zeigten. Ganz anders Ngapeth, dessen Angriff im Aus landete, sodass Deutschland den zweiten Satzball hatte. Mit einem Ass verwandelte Grozer diesen schließlich zur 2:0-Satzführung.

Doch auch von diesem Rückschlag zeigten sich die Franzosen unbeeindruckt und erspielten sich direkt zu Beginn wieder eine Zwei-Punkte-Führung (2:4), die Karlitzek zum 7:7 ausglich. Doch die zuvor so starken Aufschläge im deutschen Team kamen nun nicht mehr so gut, was es den Franzosen leichter machte. Nach einem Block gegen Karlitzek nahm Winiarski beim 7:10 die Auszeit. Krick verkürzte mit einem Block auf 9:10 und nach einem überragendem Ballwechsel mit unfassbarer Abwehr punktete Karlitzek zur 11:10-Führung. Nach einem Block gegen Krick wechselte die Führung wieder (13:14). Der deutsche Block hatte oft seine Finger dran, doch zu oft landete der Ball anschließend im Aus (14:15). Die Franzosen nutzten ihre Chancen und erhöhten mit einem Block gegen Reichert wieder auf 15:18, was die 10.600 Fans zum Ausrasten brachte. Angefeuert von Allez les Bleus rufen erspielte sich der Olympiasieger fünf Satzbälle. Den ersten wehrte Reichert ab, beim zweiten war Brehme beim Block im Netz.

Diesmal zeigten sich die Deutschen vom Satzverlust unbeeindruckt und erspielten sich die erste Führung (4:2). Diesmal glichen die Franzosen umgehend aus (6:6). Mit zwei Blocks von Grozer und Brehme wechselte die Führung wieder (9:8). Es ging hin und her, die französischen Fans stimmten ihre Hymne an und versuchten ihr Team mit Allez les Bleus Rufen weiter zu pushen. Beim 13:15 nahm Winiarski seine erste Auszeit. Die DVV-Männer kämpften weiter, kamen durch Grozer wieder auf einen Punkt heran (15:16). Als Grozer geblockt wurde (18:20) gab es eine kurze Schrecksekunde, als der Topangreifer der Deutschen unterm Netz scheinbar wegknickte. Er konnte aber weitermachen. Die Franzosen waren nun on fire und packten zweimal im Block gegen Reichert zu (19:22). Der Schiedsrichter beendete schließlich den Satz mit einem Technikpfiff gegen Brehme.

Und so musste der Tibreak in dieser hochdramatischen Partie entscheiden. Kampa erhielt noch wegen Meckerns beim Satzball zuvor eine Verwarnung (gelbe Karte). Tille blieb im Zuspiel auf dem Feld. Die Franzosen nahmen das Momentum mit und führten nach einem Block gegen Brehme direkt mit 0:2. Die Halle bebte bei jedem Punkt für die Franzosen. Nach einem Ass der Franzosen nahm Winiarski beim 4:8 seine erste Auszeit. Krick punktete zum 5:9, erhielt jedoch aufgrund seines provozierenden Jubels zum Gegner eine Bestrafung (rote Karte), sodass es plötzlich 5:10 stand. Aber wie sollte es anders sein, kämpften die Deutschen sich wieder ran (8:9). Doch in dieser Phase unterliefen den DVV-Männern zu viele Aufschlagfehler, sodass die Franzosen zwei Matchbälle hatten. Den ersten vergaben sie noch, doch dann landete der Aufschlag vom eingewechselten Schott im Aus. Während die Deutschen enttäuscht auf den Boden sanken, feierten die Franzosen mit ihren Fans den Halbfinaleinzug.

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