Zum 80. Geburtstag von Dr. Hans-Friedrich Voigt

Dr. Hans-Friedrich Voigt (Portrait-2024). Bild: Jendrusch Dr. Hans-Friedrich Voigt (Portrait-2024). Bild: Jendrusch Im deutschen Beach-Volleyball gilt Hans Voigt längst als Koryphäe: „Der leise Guru, der lieber im Verborgenen arbeitet und die offene Bühne scheut“ . Das Trainer-Urgestein, das zahlreiche Spitzenteams im Deutschen Beach-Volleyball formte u.a. die Weltmeister und Olympiasieger Julius Brink/Jonas Reckermann, die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst oder die Europameisterinnen Cinja Tillmann/Svenja Müller. Ende November feierte Hans Voigt seinen 80. Geburtstag.

Hans-Friedrich Voigt (Jahrgang 1944) zog es, nach dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Abitur 1964 in Hagen-Haspe und seinem Wehrdienst, zunächst an die Universität Münster, wo er von 1965 bis 1970 ein Lehramtsstudium in den Fächern Leibesübungen, Geschichte, Latein, Erziehungswissenschaft und Philosophie absolvierte.

Nach dem Referendariat und einer Anstellung als Lehrer in den Fächern Sport und Geschichte am Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium in Münster von 1970 bis 1973 wechselte er 1973 zunächst als wissenschaftlicher Angestellter (bis 1977) später als Akad. Rat an das neu gegründete Institut für Leibesübungen der Ruhr-Universität Bochum (RUB).

Parallel absolvierte er von 1976 bis 1982 ein Promotionsstudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Heidelberg wo er 1982 zum Dr. phil. in Sozial- und Verhaltenswissenschaften promoviert wurde.

Seine Lehrtätigkeit an der RUB in den Sportarten Volleyball (ab 2000 auch Beach-Volleyball), Skilauf, Rudern, Natursport und Klettern, aber auch in den Fächern Wissenschaftstheorie und Sportgeschichte sowie Trainingswissenschaft u.a. verweist auf die sport(art)bezogene und sportwissenschaftliche Breite von Hans Voigt. Stets im Bestreben, die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu überwinden, mit dem Ziel einer interdisziplinären, zumindest aber integrativen und praxisnahen Sportwissenschaft. Unter dieser Prämisse entstand auch die Publikationsreihe „An der RUB – Sportpraxis nachgedacht“, die er 1993 ins Leben gerufen hat.

In seiner Funktion als langjähriger Mittelbauvertreter des Instituts für Leibesübungen war Hans Voigt, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hermann Heck und Dr. Hellmut Lebert, maßgeblich an der Institutionalisierung des Arbeitsbereiches Sportarten beteiligt, dessen erster kommissarischer Leiter er dann auch wurde. Bis zu seinem Ausscheiden 2010 arbeitete er im Lehr- und Forschungsbereich Sportarten und Bewegungsfelder der (1983 entstandenen) Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.

Hans Voigt – oder „Keule Voigt“, wie ihn manche Studierende nannten – wollte nie beliebt sein; er wollte, dass seine Studierenden/Schüler Ziele erreichen. Stets hohes Anspruchsdenken (an sich und andere), akribisches und wissenschaftlich fundiertes Arbeiten, und der Fokus auf „Betreuen, Fördern und Fordern“ kennzeichnen ihn.

Hans Voigt, oft (auch fälschlicherweise) als „schroffer Zeitgenosse“ oder „harter Hund“ beschrieben, ist/war immer ein sehr gerechter, aber auch einfühlsamer und hilfsbereiter und durchaus emphatischer Dozent/Kollege.

Er ist ohne Zweifel der Experte in Deutschland (aber auch international), wenn es um Volleyball/Beach-Volleyball – und alles wissenschaftliche drum herum – geht. Keiner, der sich mit überflüssigen Worten aufhält. Renommiert für sein überragendes analytisches Auge, sein einzigartiges Bewegungssehen, seine wissenschaftlich fundierte und von ihm vorgelebte Philosophie Volleyball und Beach-Volleyball, sein Denken über den Tellerrand eines Wissenschaftsbereiches sowie den Status Quo einer Sportart hinaus.

Nicht zuletzt deshalb wurde Hans Voigt von der Fédération Internationale de Volleyball (FIVB) 1989 als weltweit erster Trainerausbilder/International Instructor der FIVB in der höchsten Kategorie (Level 3) für Hallen- und Beach-Volleyball eingestuft.

Fordernd, manchmal kompromisslos, hart aber herzlich! Das Training bei ihm „vom Kopf her anstrengender als eine Mathevorlesung“ wie es Cinja Tillmann treffend beschreibt[1]. Oder wie Julius Brink nach seinem Karriereende über seinen Mentor sagt: „Hans Voigt verkörpert für mich wie kein anderer in unserem Sport das Thema Know-how. Gespräche mit ihm sind wie Fortbildungen: offene, staunende Münder und große Kinderaugen sind die Folge“2.

„Die Arbeit mit Hans ist bewusstseinserweiternd: Als Sportler und Mensch: Mit Hans kannst du die Dinge zu Ende denken“2, ergänzt Alexander Walkenhorst (sein ehemaliger Schützling, Deutscher Meister im Beach-Volleyball 2021 und aktuell engagierter „Motor“ im deutschen Beach-Volleyball).

Last but not least: Neben all dem Gesagten ist Hans Voigt leidenschaftlicher Gärtner, ein Freund und Kenner Klassischer Musik, Genießer guten Essens und Weins und selber hervorragender Koch; so sind u.a. die Feuertopf- und/oder Lagerfeuer-Treffen in seinem Garten mit Freunden, ehemaligen Kollegen, Spielern/Trainern schon fast Kult.

Die ehemaligen Bochumer Kolleg*innen und Freunde wünschen ihm Gesundheit und Tatkraft für weitere erfolgreiche Arbeit und freuen sich auf die nächste Gelegenheit mit ihm eine gute Zeit am Lagerfeuer verbringen zu können – oder wo auch immer!

Text: Dr. Gernot Jendrusch & Dr. Arno Krombholz, Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum

 

[1] Meininghaus, F. (2018). Die Outlaws. Volleyball Magazin, 41(05), 46-51

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