Nach Niederlage gegen den Iran wartet auf Deutschland das "Spiel des Jahres"

Foto: Worldparavolley Foto: Worldparavolley Die deutschen Sitzvolleyballer treffen im Halbfinale des paralympischen Turniers in Paris auf Bosnien-Herzegowina. Im letzten Vorrundenspiel unterlag Deutschland dem Favoriten Iran in drei Sätzen (17:25, 13:25, 16:25) und beendet damit die Gruppenphase auf Platz zwei. Im zweiten Halbfinale trifft der Iran auf Ägypten.

Relive und Interview nach dem Spiel

"Primäres Ziel war heute nicht den Iran zu besiegen. Das Team spielt in einer anderen Liga. Wir wollten das Spiel nutzen, um Formationen fürs Halbfinale zu testen und den Gegner im Hinblick auf ein mögliches Duell im Finale nochmal zu beobachten", erklärte Bundestrainer Christoph Herzog, dessen Team vor der Partie bereits als Halbfinal-Teilnehmer feststand. "Insofern bin ich nicht unzufrieden. Vor allem wenn man sieht, dass der Iran 100 Prozent gespielt hat. Die wollten schauen, was gegen uns möglich ist, sind uns mit vielen Trickbällen und harten Angriffen begegnet."

Der Iran sei zurecht die beste Mannschaft der Welt. Nicht nur wegen des 2,46 Meter großen Morteza Mehrzadselakjani. "Er ist ein kleines Puzzleteil in dieser großartigen Mannschaft. Die Jungs spielen überwiegend seit 20 Jahren zusammen, haben enorme Erfahrung. Ich freue mich immer gegen sie zu spielen, als Trainer nimmt man jedes Mal neue Erkenntnisse mit", ergänzte Herzog. Dennoch haben seine Spieler gerade zu Beginn gezeigt, wie man gegen den Iran punkten kann. Sie hielten die Partie ausgeglichen und führten zwischenzeitlich mit 12:11. Der Iran allerdings konterte mit einer Serie von 8:1-Punkten (13:19) und schuf sich den entscheidenden Vorteil auf dem Weg zum Satzgewinn.

"Unterm Strich waren wir in der Annahme zu unpräzise und hatten eine zu hohe Eigenfehlerquote", sagte Herzog. "Für uns war das Duell in jeder Hinsicht ein guter Gradmesser, der zeigt, dass wir noch einiges an Arbeit vor uns haben. Mannschaften wie der Iran bestrafen das eiskalt." Deren präzises Offenspiel war auch im zweiten Durchgang immer wieder erfolgreich. Über 5:10 und 7:16 baute der Paralympics-Sieger seinen Vorsprung kontinuierlich aus und gewann 25:13. "Wir haben einiges probiert, gerade in der Abwehr. Gegen den Iran zu spielen, ist es etwas anderes. Sie sind unberechenbar", sagte Lukas Schiwy und fügte schmunzelnd an: "Du kannst gegen ihn einen Block stellen, kannst es aber auch lassen, weil er im Zweifel drüber schlägt. Im besten Fall versucht man ihn zu umgehen. Aber die anderen sind eben auch gut."

Im dritten Spielabschnitt zeigte sich ein ähnliches Bild: Der Iran zog mit vier Punkten in Folge von 6:6 auf 10:6 davon und verwandelte nach 49 Minuten den ersten Matchball souverän (16:25).

Ab sofort sind alle Augen auf das Halbfinale gerichtet. Gegen Bosnien-Herzegowina, das bei den Paralympics in Tokio Bronze gewann, hat Deutschland noch eine Rechnung offen. Bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr unterlag Herzog mit seinem Team knapp nach fünf Sätzen 2:3. In Paris gewannen die Weltranglistenvierten ihre Gruppenspiele gegen Ägypten (3:1), Frankreich (3:0) und Kasachstan (3:2).

"Wir gehen All in gegen Bosnien", kündigt Herzog an, der weiß: Mit einem Sieg hat Deutschland die erste Paralympics-Medaille seit Bronze 2012 in London sicher. "Das ist das Spiel des Jahres, vielleicht sogar das wichtigste der letzten Jahre. Wir wissen, dass wir sie besiegen können. Das wollen wir zeigen. Ich kann daher nur allen deutschen Fans empfehlen: Kommt vorbei - feuert uns an!"

Text: DBS

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