Olympische Spiele 2004: Interview-Reihe beginnt mit Rüdiger Franzen, Manager von Pohl/Rau!
Während der Olympischen Spiele in Athen sollen möglichst alle Spielerinnen und Spieler in Kurz-Interviews Einblicke über das Turnier, die Stimmung, Emotionen usw. geben. Um auf das Highlight des Jahres einzustimmen, startet der DVV bereits im Vorfeld von Athen 2004 mit einer Interview-Reihe von Aktiven und weiteren Delegationsmitgliedern. Den Anfang macht Rüdiger Franzen, Manager des Olympia-Duos Stephanie Pohl/Okka Rau und in Athen Schiedsrichter im Beach-Volleyball. Der Abdruck aller Interviews ist natürlich honorarfrei.
Interview mit Beach-Manager Rüdiger Franzen
Name: Rüdiger Franzen
Beruf: Geschäftsführer halle 39 GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der Vermarktungsagentur ffmedia
Geburtsdatum: 28.04.67
Wohnort: Hildesheim
Beach-Highlight: Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen 2000
Teams: Stephanie Pohl/Okka Rau und David Klemperer/Niklas Rademacher
Seit 1 Jahr sind Sie Manager des besten deutschen Frauen-Teams Pohl/Rau. Wie kam es zu der Verbindung?
Rüdiger Franzen: „Okka Rau und ich kennen uns privat schon seit längerer Zeit. Da ich an einer erfolgreichen Firma beteiligt bin und die Athletinnen in der Vermarktung noch Reserven hatte, bot sich eine Zusammenarbeit an.“
Wie genau sieht ihre Tätigkeit aus?
Rüdiger Franzen: „Meine persönliche Tätigkeit ist mehr strategisch ausgerichtet auf Erweiterung der Geschäftsbereiche, Aufbau der Firmenstruktur und Akquisition sowie Pflege von Sponsoren. Insgesamt betreut die ffmedia ihre Athleten in allen Bereichen: Sponsoren, PR, private Vorsorge, Rechtsberatung bis hin zur Vorbereitung auf das Berufsleben nach dem Spitzensport.“
Haben Sie auch im sportlichen Bereich Mitspracherecht?
Rüdiger Franzen: „Nein, und ich wünsche es auch nicht!“
Mittlerweile haben fast alle Top-Teams einen Manager. Früher ging es auch ohne, was hat sich geändert?
Rüdiger Franzen: „Der Stellenwert hat sich geändert. Früher sind die Teams nach Feierabend am Freitag zum Turnier gefahren, haben in Zelten geschlafen, fürchterlich gefeiert und "gut" gespielt. Es gab praktisch keine Eigenvermarktung. Heute reden wir von Berufssportlern, die ihr gesamtes Leben auf den Spitzensport ausrichten. Dies ist mit Training, Regeneration und PR Terminen z.T. eine 70-80 Stundenwoche. In dem durch Manager betreute Bereiche handelt es sich um zusätzliche Arbeit in speziellen Bereichen. Beispiel: Früher gab es auch keine Notwendigkeit für Trainer, heute eine Selbstverständlichkeit.“
Sie sind auch internationaler Schiedsrichter und waren in dieser Funktion in Sydney. Ist es von Vorteil, sich in dem Metier auszukennen?
Rüdiger Franzen: „Es ist immer ein Vorteil, spezifisches Fachwissen zu haben. Dennoch wird das operative Geschäft im Beach-Volleyball von einem ehemaligen Fußballer geleitet.“
Was ist im Beach-Volleyball vermarktungstechnisch für ein Team möglich?
Rüdiger Franzen: „Hier wird die Grenze der Vermarktung der Einzelsportler klar durch den Status der Vermarktung von Beach-Volleyball im Allgemeinen (international und national) gesetzt.“
Wie muss das Verhältnis Leistung - Optik dabei aussehen?
Rüdiger Franzen: „Es hilft bei der Vermarktung, wenn die Sportler attraktiv und erfolgreich sind.“
Was versprechen Sie sich vom Wechsel von Pohl/Rau zum Hamburger SV?
Rüdiger Franzen: „Beide Seiten betrachten die Zusammenarbeit als Gewinn: Der HSV sieht sich durch das schmetternde Duett rund um die Welt vertreten und hat zwei sympathische Imageträger gewonnen. Wir erhoffen uns aufgrund der Marke HSV verbesserte Sponsoren-Kontakte.“
Drei Wochen vor den Olympischen Spielen kündigte der Trainer von Pohl/Rau, der Italiener Marco Solustri, die Zusammenarbeit. Ist das ein Handicap für Athen?
Rüdiger Franzen: „Es kann sicher kein Vorteil sein, ohne Trainer zu den olympischen Spielen zu reisen. Da der DVV jedoch mit Jürgen Wagner, Bernd Schlesinger und Bernd Werscheck drei TOP-Trainer nach Athen geschickt hat, denke ich, dass die Mädels nicht alleine da stehen.“
Kürzlich hieß es, der amerikanische Playboy biete Stephanie Pohl 30.000 US Dollar für ein Shooting. Nimmt Sie an oder wo liegt die Schmerzgrenze?
Rüdiger Franzen: „Stephi hat das Angebot abgelehnt, obwohl ihr deutlich mehr angeboten wurde, als anderen Olympiasportlern.“
Zum Abschluss ein Tipp: Wie schneiden die deutschen Beach-Teams in Athen ab?
Rüdiger Franzen: „Hoffen darf man, und daher sage ich: 2 Medaillen. Jeder Erfolg tut Beach-Volleyball in Deutschland gut...“