Frauen-EM: DVV-Frauen gewinnen die Silbermedaille - Knappes 2:3 gegen Serbien

Spielten ein großartiges Turnier und freuten sich über EM-Silber: Die DVV-Frauen.

Nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen! Die DVV-Frauen haben bei der EM in Belgrad/SRB das Finale gegen Gastgeber Serbien und über 8.500 frenetische Fans (darunter Tennis-Superstar Novak Djokovic) verloren und feierten mit dem Gewinn der Silbermedaille den größten Erfolg seit der Wiedervereinigung. Die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti unterlag nach überragendem Beginn und trotz zweimaliger Satzführung 2:3 (25-16, 20-25, 25-19, 20-25, 9-15), es war im sechsten EM-Spiel die einzige Niederlage. Die Serben revanchierten sich für das 1:3 in der Vorrunde und feierten nach dem EM-Gold für die Männer den zweiten EM-Titel in diesem Jahr. Es war in der EM-Historie die zehnte deutsche Medaille, nachdem die DDR zweimal Gold (1983 und 1987), viermal Silber und einmal Bronze sowie das wiedervereinigte Deutschland zweimal Bronze (1991 und 2003) gewinnen konnten. Punktbeste Spielerinnen waren Maren Brinker (20) und Margareta Kozuch (19). Durch den EM-Triumph wird die deutsche Mannschaft in der Weltrangliste Thailand und Polen überholen und von Platz elf wieder in die Top Ten mindestens auf Platz neun klettern. Noch wichtiger ist jedoch, dass mit dem Finaleinzug die Teilnahme am World Cup in Japan (4. bis 18. November), der ersten Olympia-Qualifikationsmöglichkeit, gesichert wurde und die Chancen auf die Teilnahme in London 2012 dadurch deutlich gestiegen sind. Bronze sicherte sich die Türkei, die sich gegen Titelverteidiger Italien 3:2 (25-21, 15-25, 25-27, 25-19, 15-10) durchsetzen konnte.

Ausführlicher Spielbericht


Startformation Deutschland: Kathleen Weiß, Angelina Grün, Maren Brinker, Corina Ssuschke-Voigt, Christiane Fürst, Margareta Kozuch und Libero Kerstin Tzscherlich

Startformation Serbien: Jovana Brakocevic, Natasha Krismanovic, Jelena Nikolic, Brizitka Molnar, Maja Ognjenovic, Milena Rasic und Libero Suzana Cebic


Das Spiel um die Krone Europas startet vor mehr als 8500 Zuschauern in der aus allen Nähten platzenden Pionir-Halle. Die Fans schaffen vom ersten Punkt an eine eindeutige Atmosphäre. Während jede Aktion des eigenen Teams lautstark angefeuert wird, muss das deutsche Team heftige Pfiffe – gerade bei Aufschlägen – einstecken. Von dieser emotionalen Atmosphäre lassen sich die DVV-Frauen aber nicht verunsichern. Zur ersten Technischen Auszeit (TA) führt die Auswahl von Bundestrainer Giovanni Guidetti mit 3 Punkten. Weil der deutsche Vorsprung wenig später auf 5 Punkte angestiegen ist, muss Serbiens Coach Zoran Terzic schon früh eine Auszeit nehmen. Auch zwei Wechsel auf Seiten des Gastgebers können die deutsche Dominanz nicht brechen. Zur zweiten TA führen die DVV-Frauen bereits mit 7 Punkten, auch weil das Element Block/Feldabwehr – mit einer überragenden Kerstin Tzscherlich – nur ganz wenige erfolgreiche Angriffe der Serbinnen zulässt. Dazu kommt eine nicht zu stoppende Margareta Kozuch im deutschen Angriff und die DVV-Frauen sind auf dem Weg zum Satzgewinn nicht mehr aufzuhalten. Gleich den ersten Satzball verwandelt das deutsche Team souverän und auch in der Klarheit verdient mit 25-16.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs zeigt Serbien zum ersten Mal im Match seine große Stärke – das Blockspiel. Dreimal packen die Serbinnen in kurzer Zeit zu und führen deswegen zur ersten TA mit 3 Punkten. Der Gastgeber agiert zudem im Angriff und Aufschlag nun mit vollem Risiko und wird dafür belohnt. Im deutschen Team schleicht sich in der Annahme und im Aufschlag dazu vereinzelt ein Fehler ein und so kann der Gastgeber seinen Vorsprung konstant bis zur zweiten TA halten. Weil die Serbinnen weiter konstant in allen Bereichen stabiler und sichererer agiert, schaffen es die deutschen Frauen nicht mehr, den Rückstand auszugleichen. Mit 25-20 geht Durchgang Zwei an den Gastgeber.

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Foto CEV: Mit mehr als 8500 Zuschauern besetzt, war die Pionir-Halle in Belgrad ein wahrere Hexenkessel mit einer lautstarken Kulisse. Ein würdiger Rahmen für ein EM-Endspiel

Das deutsche Team zeigt auf verlorenen Satz aber sofort eine positive Reaktion. Mit noch mehr Einsatz und Kampf halten die DVV-Frauen vom ersten Ballwechsel von Durchgang Drei dagegen. Dazu wieder stabiler in der Annahme und im Block führt die deutsche Auswahl zur ersten TA mit 4 Punkten. Auf Basis der wuchtigen Aufschläge von Jovana Brakocevic schafft Serbien aber den Ausgleich und Bundestrainer Giovanni Guidetti muss eine Auszeit nehmen. Während der erste Satz klar vom deutschen Team beherrscht wurde, im zweiten Durchgang Serbien Vorteile hatte und nutze, bleibt der dritte Satz ausgeglichen. Beim Stand von 20-19 entscheidet das deutsche Team dann den bislang längsten Ballwechsel für sich, das ist der Knackpunkt des Durchgangs. Die Serbinnen produzieren anschließend drei Fehler in Folge, dazu kassiert Serbiens Coach Zoran Terzic eine gelbe Karte und dies ist die Vorentscheidung für das deutsche Team. 25-19 geht der Durchgang an die DVV-Frauen und es fehlt nur noch ein Satz zum Titel.

Bereits nach nur 2 Punkten im vierten Satz nimmt Zoran Terzic bereits eine Auszeit, er ist mit dem Spiel seines Teams alles anders als zufrieden. Nur 4 Punkte später folgt das nächste Time Out auf serbischer Seite, der Grund: ‚Volleyball-Team-Deutschland’ führt jetzt schon mit 6-0. Dies ist aber noch nicht die frühe Vorentscheidung des Matches. Nachdem sich der Gastgeber in seinem Spiel wieder stabilisiert hat und das DVV-Team einige leichte Fehler produziert, ist der deutsche Vorsprung zur zweiten TA auf nur noch 2 Punkte geschrumpft. Danach startet der Gastgeber – vor allem mit seinem starken Blockspiel und einigen leichten deutschen Fehlern– eine unglaubliche Serie. 9 Punkte gelingen den Serbinnen hintereinander, was die Vorentscheidung für Satz bedeutet. 25-20 gewinnt Serbien den vierten Satz, der Europameistertitel 2011 wird somit im Tiebreak entschieden. Dieses Finale hat echtes Krimi-Potential.

Dieses Match ist nun ein Nervenspiel. Bei beiden Teams gelingt nicht mehr alles nach Plan, aber der Einsatz und Kampfgeist ist auf beiden Seiten riesig. Serbien schafft es zudem mehr Druck im Angriff zu erzeugen und ist etwas risikofreudiger. Wie schon im zweite Satz werden die Serbinnen dafür belohnt und mit 3 Punkten Vorsprung werden die Seiten gewechselt. Als Milena Rasic sofort danach ein Ass gelingt, muss Bundestrainer Giovanni Guidetti eine Auszeit nehmen um sein Team neu einzustellen. Das deutsche Team kämpft weiter um den Anschluss, hat aber gerade in dieser wichtigen Phase nicht das Glück auf seiner Seite. Mehrfach springt der Ball vom deutschen Block knapp ins Aus. Trotz allem Engagement gelingt es den deutschen Frauen nicht mehr das Match noch mal offen zu halten. Bezeichnend für das Pech der deutschen Frauen im letzten Satz missglückt Anne Matthes der letzte Aufschlag des Spiels und Serbien ist Europameister. Die DVV-Frauen gewinnen die Silbermedaille mit einer über das gesamte Turnier gesehen großartigen Leistung. Deutschland kann stolz auf seine Volleyballerinnen sein, die das beste EM-Ergebnis seit 22 Jahren erreicht haben. Neben dem Vize-Europameistertitel für die DVV-Frauen bestätigen drei weitere Auszeichnungen das tolle deutsche Ergebnis. Angelina Grün wird ‚best Receiver’, Christiane Fürst ‚best Blocker’ und Margareta Kozuch ‚best Spiker’ dieser EM.


Spielfilm aus deutscher Sicht
1. Satz: 4-3, 8-5, 16-9, 20-12, 21-12 (Apitz für Weiß), 24-16, 25-16

2. Satz: 2-5, 5-8, 9-13, 13-16, 14-17 (Thomsen für Brinker), 19-23 (Matthes für Grün), 19-24 (Hippe für Fürst), 20-25

3. Satz: 4-1, 8-4, 9-9, 16-15, 20-19, 25-19

4. Satz: 4-0, 8-3, 13-11, 16-14, 18-15 (Apitz für Weiß), 18-18 (Rückwechsel: Weiß für Apitz), 18-22 (Hippe für Ssuschke-Voigt), 18-24 (Matthes für Grün), 20-25

5. Satz: 2-4, 5-8, 6-11 (Hippe und Apitz kommen für Kozuch und Weiß), 8-13 (Rückwechsel: Kozuch und Weiß für Hippe und Apitz), 8-14, 9-14 (Matthes für Grün), 9-15

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Foto CEV: Das Team was für Deutschland das beste Ergebnis nach 22 Jahren bei einer EM holte. Es fehlen auf dem Foto Regina Burchardt und Lenka Dürr. Auf die Leistung dieser14 Spielerinnen kann man zurecht stolz sein


Stimmen zum Spiel

Bundestrainer Giovanni Guidetti: „Serbien hat heute verdient gewonnen, denn am Ende war Serbien besser. Aber ich möchte meinem Team danken, denn es hat gekämpft, alles gegeben und in diesem Turnier großartige Leistungen gezeigt. Ich bin stolz auf meine Spielerinnen und meinen Staff, denn wir sind Vize-Europameister geworden und haben uns damit für den World Cup qualifiziert. Damit sind wir unserem großen Ziel – der Qualifikation für die Olympischen Spiele – einen sehr, sehr wichtigen Schritt näher gekommen.“

Team-Kapitän GER, Margareta Kozuch: „Glückwunsch an das serbische Team zu diesem Titel. Für mich war es tollste Finale, was ich je gesehen habe, denn beide Teams haben alles versucht den Titel zu erringen. Ich bin sehr stolz auf mein Team, über die Silbermedaille und ein insgesamt fantastisches Turnier.“

Zoran Terzic, Head-Coach Serbien: „Ich danke all den Menschen, die diesen Traum für uns wahr gemacht haben. Jeder hatte hieran seinen Anteil. Gestern habe ich gesagt, dass mein Team das beste Team Europas ist, heute haben wir das bewiesen. Das macht mich unglaublich glücklich.“

Jelena Nikolic, Team-Kapitän Serbien: „In diesem Finale haben die Teams gestanden, die es am meisten in diesem Turnier verdient haben. Ich freue mich natürlich sehr darüber, dass wir am Ende dieses knappe Endspiel für uns entscheiden konnten, denn wir hatten einen sehr guten Gegner.“


Statistik
GER: Aufschlag (11 Fehler und 5 Asse), Block (7 Punkte), Angriffsquote (38 %)
SRB: Aufschlag (8 Fehler und 3 Asse), Block (14 Punkte), Angriffsquote (35 %)

Der deutsche Kader bei der EM der für Deutschland die Silbermedaille gewann: Lenka Dürr (Rote Raben Vilsbiburg), Mareen Apitz, Kerstin Tzscherlich, Anne Matthes (Dresdner SC), Kathleen Weiß (Conegliamo/ITA), Berit Kauffeldt, Lisa Thomsen (Schweriner SC), Angelina Grün (Alemannia Aachen), Corina Ssuschke-Voigt, Margareta Kozuch (Sopot/POL), Saskia Hippe (Chieri/ITA), Christiane Fürst (Günes Istanbul/TUR), Regina Burchardt (1. VC Wiesbaden), Maren Brinker (Pesaro/ITA)

Bundestrainer: Giovanni Guidetti
Teammanager + Team-Journalist: Matthias Willnat
Co-Trainer: Felix Koslowski
Co-Trainer: Jan Lindenmair
Scout: Alessandro Beltrami
Athletiktrainer: Michael Döring
Mentaltrainer: Christian Fust
Physiotherapeutin: Cornelia Herkner
Teamarzt: Nikolaus Streich


Alle Infos zur Frauen-EM


Morgen folgt eine Zusammenfassung der EM 2011 aus deutscher Sicht mit vielen Statements rund um das DVV-Team – alles unter dem Motto: EM-Silber, World Cup Qualifikation, London in Sichtweite – wir sind stolz auf Euch!

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