London 2012: So lief das Drama
Der Jubel nach dem knappen Sieg ist riesengroß, Deutschland schlägt Serbien in einem packenden VolleyballkrimiDeutschland gewinnt in einem dramatischen Spiel gegen Europameister Serbien mit 3-2 (22-25; 27-29; 25-18; 25-20; 20-18). Überragender Akteur war Georg Grozer mit 39 (!) Punkten. Auch Max Günthör (20 Pkt.) zeigte eine bärenstarke Partie. Auf serbischer Seite überzeugten A. Atanasjevic (20 Pkt.) und M. Nikic (16 Pkt.). Damit hat Deutschland den erhofften Sieg gegen einen „Großen“ gelandet und erhält sich die Chancen auf das Erreichen des Viertelfinals.
Die Ausgangssituation war ebenso eindeutig wie einfach. Nach den deutlichen Niederlagen gegen die Top Teams aus Russland und den Vereinigten Staaten, mussten die Männer um Trainer Vital Heynen gegen Serbien gewinnen, um im Turnier zu bleiben. Vor allem das Angriffsspiel und die inkonstante Annahme des Teams überzeugten bislang wenig und so veränderte der Bundestrainer die Startformation auf zwei Positionen. Im Zuspiel ersetzte Simon Tischer Lukas Kampa, Marcus Popp rückte wieder in die Startsechs.
Startaufstellung GER: Tischer, Grozer, Günthör, Böhme, Kaliberda, Popp, Steuerwald
Startaufstellung SRB: Starovic, Stankovic, Kovacevic, Podrascanin, Nikic, Petkovic, Rosic
In einem ausgeglichenen Beginn des Spiels, der vor allem durch Aufschlagfehler geprägt ist (3 in Folge bei Deutschland bis zur ersten Technischen Auszeit), fällt Denis Kaliberda auf, der seine drei ersten Angriffe sicher versenkt. Die Aufschlagschwäche hält weiter an und es folgen einige längere Ballwechsel, in denen beide Mannschaften Probleme haben ihre Angriffe unterzubringen. Zur zweiten Technischen Auszeit liegt Deutschland nur knapp hinten (15:16), muss Serbien in der Folge jedoch ziehen lassen. Auch wenn Grozer jetzt besser im Spiel ist, fehlt in Annahme und Angriff die letzte Präzision. Auch der übliche Diagonalwechsel (Schöps/Kampa für Tischer/Grozer) kann die Wende nicht herbeiführen. Serbien gewinnt 25-22.
Foto FIVB: Die Steigerung im Block war ein Hauptgrund für das Drehen des Spiels.
Mit der gleichen Aufstellung wie in Satz 1 beginnt Deutschland den zweiten Abschnitt. Nach schwachem Start (2-5) reagiert Vital Heynen und bringt Kampa für Tischer, der sich sofort durch gute Blockaktionen und schnelle Bälle auf die Mittelangreifer einfügt. Die Führung wechselt und Deutschland zieht bis auf drei Punkte davon. Die Auszeit des serbischen Trainers (13-10 für Deutschland) zeigt jedoch Wirkung. Nach der Technischen Auszeit ist Serbien wieder vorne. Die deutsche Annahme wackelt nun, vor allem durch die starken Aufschläge der Serben, das deutsche Zuspiel ist in dieser Phase nicht immer optimal. Grozer zeigt seine Klasse von Linie, dazu kommen gute Abwehr- und Angriffsaktionen von Popp. Diese bescheren vier Satzbälle für das deutsche Team. Die Serben nehmen die schwachen Aufschläge jedoch gut an und spielen schnell über die Mitte. Ein Fehler von Grozer bringt den Satzgewinn für Serbien, der ebenso für die Deutschen drin gewesen wäre.
Die Aufstellung wird wieder nicht verändert. Grundsätzlich war das deutsche Spiel im Satz zuvor auch in Ordnung, zeigte lediglich zu viele Schwankungen. Deutschland startet gut in den Satz (Punkte durch Günthör und Grozer). Insgesamt zeigt sich das deutsche Spiel nun in der gewünschten Stabilität, es gehen nur wenige „einfache“ Bälle verloren. Sobald die Serben einmal einige Punkte aufholen, ist der Block zur Stelle (Monsterblock von Günthör zum 22-16) und sorgt für Entlastung. Ein Punkt aus der Abwehr sichert den Anschluss.
Die Geschichte des vierten Durchgangs ist schnell erzählt. Deutschland beginnt mit der gleichen Aufstellung wie in Satz 3 und zieht schnell davon (4-0). Auch die Auszeit Serbiens bewirkt zunächst wenig, zur Technischen Auszeit führt Deutschland mit 8-3. Insgesamt hat das deutsche Spiel in dieser Phase ein höheres Niveau erreicht, die Elemente Block, Angriff und Annahme funktionieren nun deutlich besser. Dies wird auch durch die schwache Leistung des serbischen Teams begünstigt, bei dem nun gar nichts zusammenläuft. Der Satz scheint bereits deutlich an Deutschland zu gehen (18-9), als Serbien plötzlich wieder auf 5 Punkte heran kommt, begünstigt durch einfache Fehler im deutschen Spiel. Vital Heynen reagiert mit zwei schnellen Auszeiten, der Block packt entschlossen zu (Grozer, Böhme) und die klare Führung ist wieder hergestellt. Dann eine Schrecksekunde bei einem Zusammenprall von Schöps und Kampa. Tischer ersetzt ihn und ein serbischer Aufschlagfehler besiegelt den Satzausgleich.
Foto FIVB: Erwies sich als Glücksbringer: Lothar Matthäus war gegen Serbien in der Halle.
Im entscheidenden Tiebreak kommt Lukas Kampa zurück und führt wieder Regie. Die ersten Breaks werden durch knallharte Aufschläge von Böhme und anschließender guter Blockarbeit erspielt (6-4). Zum Seitenwechsel führt Deutschland 8-6. Die Blockverstärkung durch Schöps (für Popp) bleibt ohne Wirkung. Nach einem Block gegen Kaliberda, zwingt Marcus Böhme mit einem starkem Aufschlag den serbischen Diagonalangreifer zu einem risikoreichen Angriff, der knapp ins Aus fliegt: 13:11 für Deutschland. Da sich die Annahme nach einem Break der Serben wieder stabilisiert, kann der Vorteil gehalten werden. Georg Grozer, wieder einmal überragender Angreifer, ist nun der „Go-to-Guy“ im deutschen Angriff, auch der Block um Günthör und Böhme ist mehrmals zur Stelle. Zahlreiche Matchbälle können trotz bester Gelegenheiten (Dankeball der Serben, Annahme geht direkt rüber) nicht genutzt werden. Nach der Abwehr eines Matchballes der Serben (16:17) holt sich Deutschland den Vorteil zurück (Grozer), ein Angriffsfehler von Nikic beendet des Spiel zugunsten des deutschen Teams.
Nächstes „Finale“ am Samstag
Nach anfänglichen Problemen steigerte sich Deutschland ab dem zweiten Satz und schlägt den Europameister Serbien in einem sehr umkämpften und engen Spiel. Die bisher vermisste Durchschlagskraft im Angriff (Grozer), aber auch der Block gab in den entscheidenden Momenten den Ausschlag. Somit bestehen weiter die Chancen auf das Erreichen des Viertelfinals, ein deutlicher Sieg gegen Tunesien am Samstag (10.30 Uhr) ist dafür Pflicht, bevor das Gruppenfinale gegen die Brasilianer folgt. Letztlich hängt ein Weiterkommen von den Ergebnissen der Serben ab.