Deutschland verpasst Finale und kämpft um Bronze

Foto: WPV/Sinisa Kanizaj Foto: WPV/Sinisa Kanizaj Deutschlands Sitzvolleyballer haben das paralympische Finale verpasst, können im Spiel um Platz drei aber erstmals seit zwölf Jahren (Bronze in London 2012) wieder eine Medaille bei Paralympischen Spielen gewinnen. Das Team von Bundestrainer Christoph Herzog unterlag im Halbfinale Bosnien-Herzegowina 0:3, das „kleine Finale“ gegen Ägypten wird am Freitag um 15 Uhr ausgetragen.

"Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, wollten unbedingt ins Endspiel und sind natürlich im ersten Moment enttäuscht", sagte Stefan Hähnlein. "Gerade in den ersten Satz haben wir alles reingegeben. Wenn man am Ende aber nicht punktet und den Deckel nicht draufmacht, wird man gegen Spitzenmannschaften wie Bosnien bestraft." Auch Bundestrainer Christoph Herzog trauerte den vergebenen Chancen nach. "Den zweiten Satz blenden wir am besten aus, aber mit dem ersten und letzten kann ich super leben. Wir müssen beide Sätze in den entscheidenden Momenten aber nach Hause bringen. Speziell im ersten Durchgang waren wir sehr gut im Spiel, mit einer Führung hätten wir viel Energie für die folgenden Sätze mitgenommen."

In der Wiederholung des EM-Endspiels von 2023 glänzte Deutschland in der Anfangsphase und führte mit 10:5 und 19:16. Bosnien aber stellte sich zunehmend besser auf das deutsche Spiel ein - umgekehrt hatte Deutschland zunehmend Schwierigkeiten, am gegnerischen Block vorbeizukommen. Eine 0:9-Serie zum 19:24 brachte Bosnien fünf Satzbälle. Vier davon wehrte der EM-Zweite ab, mit dem fünften sicherte sich Bosnien die Satzführung (1:0).

Das von Herzog beschriebene Momentum und der psychologische Vorteil waren danach auf Seiten der Bosnier, immerhin Paralympics-Dritter von 2021. Deutschland verlor etwas den Faden und lag nach nur wenigen Minuten 0:9 zurück. "Unser Spielfluss war weg und wir hatten Probleme mit der Annahme", erklärte Hähnlein. Das zog sich bis zum Ende des Satzes durch, der deutlich 6:25 verloren ging. Herzog suchte die Ursache anschließend auch bei sich selbst: "Der zweite Satz ist meine Schuld, weil die Rotation nicht optimal war."

Angefeuert von einem lautstarken, großen deutschen Fanblock meldete sich Deutschland im dritten Durchgang zurück. Beim Stande von 9:9 waren allerdings erneut die Bosnier am Drücker, die auf 15:11 und 20:15 davonzogen. Fünf Punkte in Folge bei Aufschlägen von Torben Schiewe zum 20:20 ließen den EM-Zweiten aber wieder hoffen. In der Schlussphase entwickelte sich ein spannendes Duell mit sehenswerten Ballwechseln und ständigen Führungswechseln. Vier Matchbälle wehrten die deutschen Sitzvolleyballer ab, vergaben aber auch selbst vier eigene Satzbälle. Machtball Nummer fünf führte dann zum 29:31.

Für die deutschen Sitzvolleyballer lebt der Traum von einer Medaille bei den Spielen in Paris aber weiter. Schon am Freitag geht es im Spiel gegen Ägypten, das im zweiten Halbfinale dem Top-Favoriten Iran mit 1:3 unterlag, um Bronze. "Wir werden alles in dieses Spiel reinlegen. Wir wollen diese Medaille gewinnen und werden das auch. Wir können Ägypten schlagen", gibt sich Francis Tonleu kämpferisch, der die Stimmung und die Spiele in Paris bislang großartig findet. Die Hoffnung des 47-Jährigen ist groß, dass die Leute zu Hause mitbekommen, was Menschen mit Behinderung leisten können. "Wir sind auch als Botschafter hier, und es macht uns stolz hier zu spielen."

Text: DBS

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